Leichtathletik

Immer 100 Prozent: Corinna Schwab sprintet von Schlagzeile zu Schlagzeile

ExklusivSie gehört zu den schnellsten Frauen Deutschlands: Corinna Schwab (21) sammelt über 400 Meter einen Titel nach dem anderen ein und jagt ihre eigenen Bestzeiten. Das nächste große Event sind die Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, bei denen sie sich endgültig für die Hallen-EM qualifizieren kann.

Corinna Schwab zieht davon. Corinna Schwab und der große Knall. Corinna Schwab stürmt zu Bestzeiten. Die Schlagzeilen über die 21-jährige Sprinterin vom LAC Erdgas Chemnitz überschlagen sich seit rund zwei Jahren. Die 400-Meter-Läuferin ist aus der Spitze der deutschen Leichtathletik nicht mehr wegzudenken und international hat sie sich ebenfalls schon einen Namen gemacht. Auch der Saisonstart 2021 beim Abendsportfest in Chemnitz ist ihr geglückt: Sowohl über die 60 Meter (7,35 Sekunden) als auch über 400 Meter (52,27 Sekunden) lief sie neue persönliche Hallen-Bestleistung. „Beim Saisoneinsteig bin ich immer ein bisschen nervöser, der letzte Wettkampf war ja schon etwas her“, erzählt sie uns wenige Tage danach. „Aber ich wusste, ich habe gut trainiert. Auch wenn ich nicht dachte, dass es so schnell wird.“

"Mit Rebekka Haase pushe ich mich bei jedem Training."

Im Freien führt Corinna Schwab mit 51,73 Sekunden über ihre Spezialdisziplin die deutsche Bestenliste 2020 an. Das vergangene Jahr war für sie von Erfolgen gekrönt. Ein Puzzleteil: ihr enormer Siegeswille. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und gebe immer 100 Prozent. Ich kann nicht verlieren, das ist im Sport so, aber auch zum Beispiel bei Gesellschaftsspielen“, sagt die 21-Jährige über sich und lacht. Zu ihrem Ehrgeiz kommt hinzu, dass sie bislang von großen Verletzungen verschont geblieben ist und in Chemnitz hervorragende Chancen zu trainieren hat. „Mit Rebekka Haase pushe ich mich bei jedem Training. Im vergangenen Jahr habe ich meine Kraftwerte nach oben geschraubt und an meiner Schnelligkeitsausdauer gearbeitet.“ Mit Erfolg.

Corinna Schwab hat die Norm für die Hallen-EM

Durch das gute Ergebnis in Chemnitz hat Corinna Schwab die Norm für die Hallen-EM in Torun (Polen; 53,00 Sekunden) unterboten. Ob sie bei der Veranstaltung von 4. bis 7. März wirklich startet, wird noch entschieden. „Ich muss erst noch bei den Deutschen Meisterschaften eine gute Leistung abliefern, um vom Verband wirklich nominiert zu werden.“ Am 20. und 21. Februar messen sich die deutschen Leichtathlet:innen in Dortmund.

Bislang startete die 400-Meter-Expertin noch für die LG Telis Finanz Regensburg, doch ab diesem Jahr für Chemnitz, wo sie schon seit Oktober 2018 trainiert. Für Corinna passt dort alles zusammen, das Training, die Stimmung, die Tradition. Daher sei es eine Bauchentscheidung gewesen, nun auch für Chemnitz zu starten, erzählt die in Bayern (Schwandorf) geborene Athletin. Schon nach dem Abitur hatte sie sich dafür entschieden, am Olympiastützpunkt in Chemnitz zu trainieren und gleichzeitig an der TU Wirtschaftswissenschaften zu studieren.

Trainingseinheiten bis zu fünf Stunden

Doch der Leistungssport ist meist ein 24-Stunden-Job. Vier große Einheiten stehen jede Woche auf Corinna Schwabs Programm – und die können durchaus auch mal fünf Stunden dauern. Von Kraft über Ausdauer bis Schnelligkeit werden alle Komponenten trainiert, die eine schnelle Sprinterin braucht. Zwei weitere Tage pro Woche geht es darum, den Kopf frei zu bekommen und den Körper zu pflegen. „Manchmal spielen wir etwas, manchmal machen wir Stabilisations-Training – ganz individuell, was wir eben brauchen“, erzählt Corinna. Am Sonntag ist Regeneration angesagt – und die funktioniert für die Sprinterin besonders gut auf dem Sofa. Aktuell schaut sie dann gerne auch mal Wintersport und macht einen Spaziergang.

Corinna und die anderen Stützpunktathlet:innen haben Glück, dass ihr Training trotz Corona-Pandemie beinahe reibungslos weiterläuft. Mit Maske bis zum Trainingsstart, aber ansonsten können sie jeden Tag in die Halle. Das ist wichtig, nicht zuletzt für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio. Wenn sie denn stattfinden. „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Was zählt ist, dass ich fit sein muss. Alles andere können wir nicht beeinflussen“, sagt Corinna. Sie hat zwei Möglichkeiten, sich für Olympia zu qualifizieren: Entweder sie läuft die vom Weltverband festgelegte sogenannte Super-Norm von 51,35 Sekunden. Oder sie sammelt bei den kommenden Wettbewerben möglichst viele Punkte und qualifiziert sich über die Weltrangliste. „Meine Bestzeit draußen ist von der Super-Norm noch ein bisschen weg. Natürlich ist Olympia mein großes Ziel, aber zunächst will ich mich voll auf die Hallensaison konzentrieren.“

„Mir geht es aber nicht darum, andere zu beeindrucken, sondern vor allem meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden."

Und die ist in vollem Gange. Bis zur Deutschen Meisterschaft sind es nur noch wenige Wochen. Corinna Schwab will ihre Form hochhalten und bis dahin noch gute Rennen abliefern. Dass sie mit ihren Leistungen für andere Athlet:innen ein Vorbild ist, macht die 21-Jährige stolz. „Mir geht es aber nicht darum, andere zu beeindrucken, sondern vor allem meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden“, sagt die Athletin, die sich selbst als Perfektionistin bezeichnet. „Auch wenn es natürlich schon toll ist, wenn die Familie zu Wettkämpfen kommt.“ Vor allem Papa Ludwig unterstützt die Athletin, zum Beispiel bei Marketing und Presse. Und letztere wird sicher auch 2021 wieder genügend Gründe für Schlagzeilen über Corinna Schwab haben.

Nächste Wettkämpfe von Corinna Schwab:

  • 05.02.2021: ISTAF-Indoor Berlin
  • 06.02.2021: Abendsportfest des LAC Erdgas Chemnitz
  • 20.-21.02.2021: Deutsche Hallenmeisterschaften Dortmund

Erschienen in Leichtathletik am 05. Februar 2021

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