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Auf der Pole Position: Sophie Hofmann will die große Chance der DTM Trophy nutzen

ExklusivVor knapp acht Jahren probierte sich Sophie Hofmann (22) im Motorsport zum ersten Mal aus – und fährt jetzt in der DTM Trophy. Sie will die Chance nutzen, die ihr die GT-Nachwuchsserie bietet und bereitet sich darauf etwa auch mit Mentaltraining vor.

14 Rennen im Rahmenprogramm der DTM, alle live auf Sport1 zu sehen: Die DTM Trophy bietet Nachwuchsfahrer:innen ein perfektes Sprungbrett. Oder vielmehr die Pole Position in den professionellen Motorsport. Diese Chance erhält 2021 auch Sophie Hofmann. Beim Team Heide-Motorsport aus Witten wird die BWL-Studentin neben zwei weiteren Fahrern mit einem Audi R8 LMS GT in ihre erste volle GT-Saison starten. Sie sagt:

Diese Rennserie bedeutet eine riesen große Chance. Ein Teil der DTM Trophy zu sein, ist eine richtig coole Sache.

Mehr Aufmerksamkeit, größere Konkurrenz

An den sieben Rennwochenenden der DTM Trophy, die 2020 ihre Premierensaison feierte, werden jeweils zwei Rennen gefahren, bei denen die Fahrer:innen Punkte sammeln. Im Gegensatz zu den kleinen Serien, die Sophie Hofmann bislang mitgefahren ist, bedeutet die Teilnahme an der DTM Trophy für sie einen großen Sprung. „Durch die DTM bekommen wir eine Menge Aufmerksamkeit, alles ist viel größer aufgezogen und die Konkurrenz viel stärker.“ Ein Rennwochenende bedeutet: Training am Freitag, am Samstag und Sonntag jeweils ein Qualifying und ein Rennen.

Sophie Hofmann probierte sich im vergangenen Jahr im Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup aus und kennt daher zumindest schon das Fahrzeug. Der bis zu 500 PS schnelle GT-Rennwagen hat Hofmann mit seinem Heckantrieb anfangs vor Herausforderungen gestellt, da sie ihre ersten Rennserien mit Frontantrieb bestritten hat. „Da musste ich mich ziemlich umstellen, das hat eine Weile gedauert.“ Jetzt hat die 22-Jährige ihren Wagen fest im Griff und will ihn ab 20. Juni so schnell wie möglich über die Ziellinie bringen. „Mir geht es vor allem um meine persönliche Weiterentwicklung und dass ich mich in der Serie etabliere.“ Und vielleicht kann sie ja auch mal das ein oder andere Highlight setzen.

202002_PM_HMS_3.jpg Mit dem Audi R8 tritt Sophie Hofmann bei der DTM Tropy an. Foto: Markus Toppmöller

Los geht es für Sophie Hofmann direkt mit einer bislang unbekannten Rennstrecke: in Monza in Italien. „Das wird eine echte Herausforderung“, mutmaßt die Fahrerin, da sie vermutlich kaum Gelegenheit bekommen wird, die Strecke vorab zu testen. Entsprechend wird sie sich mit Video und Simulator auf den Saisonstart vorbereiten. Ihre Lieblingsstrecke folgt dann erst im September: In Assen in den Niederlanden konnte Hofmann schon Erfahrungen sammeln und mag vor allem die Atmosphäre an der Rennstrecke. Sie sagt: „Schon dort anzukommen fühlt sich ein bisschen an, wie zuhause zu sein.“

Erst mit 15 Jahren im Motorsport gestartet

Zuhause ist Sophie Hofmann eigentlich in Waldenburg in Sachsen. Durch Bekannte im Nachbarort ist sie mit erst 15 Jahren zu ihrem ersten professionellen Kart-Team gekommen. Reichlich spät, um im Motorsport noch Fuß zu fassen, und doch hat sie es geschafft. „Aus Langeweile habe ich mit meinem Papa mal Formel1 geschaut und festgestellt, wie faszinierend ich das finde. Aber erst ein paar Jahre später habe ich selbst den Entschluss gefasst, Motorsport selbst auszuprobieren“, erzählt Sophie Hofmann von ihren Anfängen.

„Schon dort anzukommen fühlt sich ein bisschen an, wie zuhause zu sein.“ Sophie Hofmann über ihre Lieblingsstrecke Assen

Seit 2018 fährt sie mittlerweile Tourenwagen. Um den Sport zu finanzieren, braucht sie Sponsoren. „Da ist es besonders wichtig, dass wir jetzt live übertragen werden und die Leute sehen, was ich mache.“ Schließlich kostet schon der Start bei der DTM Trophy 30.000 Euro – mal ganz abgesehen von den Kosten für das Fahrzeug.

Mit Mentaltraining ins Cockpit

Bis es tatsächlich mit der DTM Trophy losgeht, gibt es für Sophie Hofmann noch einiges zu tun. Sie ist aktuell aufgrund eines Beckenschiefstands in physiotherapeutischer Behandlung, da die Fehlstellung große Probleme beim Bremsen verursachte. "Die Fitness Studios sind ja geschlossen, daher mache in der Physiotherapie viel Stabilisationstraining vor allem für den Rücken und das Bein“, erzählt die Rennfahrerin. Während das Training am Simulator und die Datenauswertung des Fahrzeugs in dieser Serie für Sophie Hofmann an Bedeutung gewinnt, beschäftigt sie sich außerdem viel mit der Psyche. „Ich lese gerade viel dazu und eigne mir verschiedene Techniken und Methoden im Mentaltraining an. Gerade dafür ist der Winter im Motorsport wichtig.“

Sophie Hofmann wird neben der Österreicherin Laura Kraihamer, die für das KTM-Team True Racing auf die Strecke geht, als eine der wenigen Frauen bei der DTM Trophy am Start sein. Und das Frau-sein ist nach wie vor ein Thema im männerdominierten Motorsport. Auch Sophie Hofmann merkt, dass sie noch nicht überall voll akzeptiert wird. Sie erzählt von einem Rennen im vergangenen Jahr, als sie einen anderen jungen Fahrer auf der Strecke überholt hatte. „Der war richtig sauer und hat sich später bei seinen Mechanikern beschwert, wie es sein kann, dass eine Frau ihn überholt.“ Mit Sophie gesprochen hatte der Fahrer das komplette Rennwochenende über kein einziges Wort.

img_6665.jpg Sophie Hofmann ist bereit für die Saison in der DTM Trophy. Foto: Alexander Trienitz

Im Dreiergespann mit Laura Kraihamer und Sophia Flörsch, die nun sozusagen in der ersten Liga, in der DTM, startet, könnte Sophie Hofmann dem Thema einen positiven Schub geben. Schließlich treten im Motorsport als eine der wenigen Sportarten Frauen und Männer gemeinsam an. Die besten Voraussetzungen, um Gleichberechtigung im Sport voranzutreiben. Doch damit noch mehr junge Mädchen den Schritt auf die Rennstrecke wagen, braucht es Vorbilder. Bei Sophie Hofmann waren es vor allem männliche Fahrer, denen sie nacheiferte. Frauen gab und gibt es ja nach wie vor kaum. Für kommende Nachwuchsfahrerinnen könnten Flörsch, Hofmann und Kraihamer daran etwas ändern.

Die Renntermine der DTM Trophy 2021

  • 18.–20. Juni: Monza (IT)
  • 02.–04. Juli: Norisring
  • 23.–25. Juli: DEKRA-Lausitzring
  • 20.–22. August: Nürburgring
  • 03.–05. September: Red Bull Ring (AT)
  • 17.–19. September: Assen (NL)
  • 01.–03. Oktober: Hockenheim

Erschienen in Motorsport am 03. April 2021

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