Fußball

Wird bei Borussia Dortmund bald Frauenfußball gespielt?

Wenn Real Madrid nächste Saison erstmals mit einer eigenen Frauen-Mannschaft an den Start geht, wird Borussia Dortmund einer der wenigen europäischen Top-Clubs sein, die über keine eigene Frauenfußball-Abteilung verfügen. Dies könnte sich jedoch bald ändern.

In den vergangenen Tagen wurde immer häufiger eine Umfrage des BVB in den sozialen Medien geteilt – unter anderem von Nationalspielerin Alexandra Popp -, welche sich an die Fans des BVB richtet und sich mit der Gründung eines möglichen Frauenteams bei Borussia Dortmund befasst. Es scheint, als reagiere die Führungsriege des BVB auf die Kritik von Nationalspielerinnen, den eigenen Fans und sogar des DFB.

WM bringt Frauenfußball-Überlegungen ins Rollen

Bereits bei der Mitgliederversammlung im vergangenen November kündigte Carsten Cramer, Geschäftsführer der KGaA, in der die Lizenzspielerabteilung des BVB ausgelagert ist, die Entwicklung eines Konzepts für den Frauenfußball an. Richtig ins Rollen brachte die Angelegenheit jedoch erst die international erfolgreiche Weltmeisterschaft 2019, in Zuge dessen sich mehrere deutsche Nationalspielerinnen zu Wort meldeten.

In einem Interview mit der FAZ sagte Lina Magull: „Es gibt so viel Potenzial im Ruhrpott und in Dortmund. Da könnte man mit dem BVB wirklich was bewegen. Viele gute Spielerinnen haben schon gesagt, dass sie sofort für den BVB spielen würden.“ Dazu gehört nach eigener Aussage auch Alexandra Popp, die immer wieder mehr Engagement durch den Männerfußball einfordert.

„Wäre schön, wenn es passiert und ich meine Karriere vielleicht bei meinem Herzensverein beenden könnte!“ (Alexandra Popp bei Instagram)

Damit reagierte sie auf ein Spruchband der Dortmunder Initiative ballspiel.vereint!, die sich diese Saison beim Spiel gegen den SC Paderborn klar positionierten: "Fußball ist für alle da - Frauenteam jetzt". Zu den Befürwortern gehören aber auch Dortmunds Spieler selbst. So hofft Axel Witsel im Interview mit der Deutschen Welle auf den Aufbau eines Frauen-Teams. Außerdem sollte "jeder große Verein […] eine Frauen-Mannschaft haben - Frauenfußball genießt ja inzwischen eine enorme Popularität."

Immer wieder Verweis auf Borussia Dortmunds Handball-Frauen

Bisher lehnte der BVB die Gründung eines Frauen-Teams jedoch immer mit dem Verweis auf deren Handball-Frauen ab. Diese spielen in der Bundesliga und waren kurz vor dem Titelgewinn, als die Saison aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Es besteht die Befürchtung, dass ein Fußball-Frauenteam die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährden könnte – so wie es fast bereits 2009 durch die Handball- und Tischtennisabteilung geschehen wäre. Beide Abteilungen werfen keinen Gewinn ab, weshalb sie durch einen externen Sponsorenpool finanziert werden müssen.

Außerdem wolle man den Handball-Frauen, aber auch anderen regionalen Frauenfußballteams nicht die Aufmerksamkeit stehlen. Es sind deshalb, wie auch in der Umfrage deutlich wird, verschiedene Konzepte vorstellbar. Dazu gehört die Gründung eines Frauenteams, welches von der Kreisliga aus das Ziel Bundesliga in Angriff nimmt, oder auch lediglich der Aufbau einer Breitensport-Abteilung. Den Weg, den Real Madrid in Spanien einschlug, sich also in die Flyeralarm Frauen Bundesliga einzukaufen, wird Borussia Dortmund aber wahrscheinlich nicht einschlagen.

Aufwind für den deutschen Frauenfußball

Hier sind sich viele Fans, Spielerinnen und andere Beteilgte einig: Eine Dortmunder Mannschaft könnte dem Frauenfußball in Deutschland einen gehörigen Aufwind verschaffen. Lange war die deutsche Liga ein Vorzeigeobjekt des Frauenfußballs, doch in den letzten Jahren wurde sie unter anderem von der englischen Women’s Super League in den Schatten gestellt. Dort sind fast alle Teams einem Top-Club angegliedert. Infolge dessen stiegen die TV-Quoten und Zuschauerzahlen.

Und auch in Deutschland schließen sich immer mehr reine Frauen-Vereine einem Männer-Club an. Als letztes tat dies der Traditionsverein 1. FFC Frankfurt, die ab der nächsten Saison mit Eintracht Frankfurt fusionieren. Hier spielen die Frauen künftig unter dem Dach der Fußball-AG, deren Nachwuchsteams allerdings beim e.V.. Dies wäre ja auch eine Lösung für Borussia Dortmund.


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Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Fußball am 14. Juni 2020

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