Fußball

Stolz und hochmotiviert: Kölner Haie Frauen ziehen ein positives Zwischenfazit

ExklusivLetzter Platz – und trotzdem stolz und hochmotiviert. Für die Aufsteigerinnen aus Köln zählen nicht die harten Fakten, sondern die Stimmung im Team und die persönliche Leistungskurve. Vor der Weihnachtspause ziehen sie ein positives Zwischenfazit.

1:3 lautete der Spielstand in der letzten Begegnung des Jahres aus Sicht der KEC „Die Haie“. Gegen die Mad Dogs Mannheim hatten die Rot-Weißen lange Strecken gute Chancen, auch als Gewinnerinnen vom Feld zu gehen. Doch was den Kader anging, waren die Mannheimerinnen überlegen – und nutzten die ein oder andere Unaufmerksamkeit der Haie für Gegentreffer.

Positives Zwischenfazit der KEC "Die Haie"

Damit beenden die Kölnerinnen das Jahr auf dem letzten Tabellenplatz in der DEFL – mit immerhin zwei Punkten. Zeit für ein Zwischenfazit. Und das fällt bei den Spielerinnen selbst deutlich besser aus, als man vielleicht meinen könnte, wenn man nur auf Zahlen in der Tabelle blickt. „Ich bin mega begeistert“, sagt Stürmerin Christina Schwamborn (20). „Wir werden von Spiel zu Spiel immer besser und haben eine tolle Leistungskurve. Ich bin ziemlich stolz auf unser Team.“ Die Erwartungen an die Saison waren für die Aufsteigerinnen aus Köln nicht hoch. Bundesliga-Luft schnuppern und zwischen den Top-Teams zurechtfinden lautete die Devise. „Wir haben nicht erwartet, dass wir oben mitspielen. Für einige von uns ist Bundesliga ja auch komplett neu“, sagt Verteidigerin Lisa Oehme (24). Dass da auch mal 0:10-Niederlagen dabei sind, hat niemanden überrascht.

„Wir werden von Spiel zu Spiel immer besser und haben eine tolle Leistungskurve. Ich bin ziemlich stolz auf unser Team.“ Christina Schwamborn

Aber wie geht man damit um, sich nach so vielen Gegentreffern wieder und wieder zu motivieren? Das sei gar nicht notwendig, sagt Christina. „Wir sind immer motiviert. Dass wir uns bei jedem Spiel ein kleines bisschen steigern, ist Motivation genug.“ Vor allem der gute Zusammenhalt im Team macht das Spiel der Kölnerinnen aus, da sind sich Christina und Lisa einig. Keine Grüppchenbildung, dafür Freundschaften, die weit über das Eis hinausreichen. Ob Sommertraining per remote, Online-Monopoly oder häufige Telefonate: Auch von Lockdown und Abstandsregeln lässt sich die Stimmung nicht trüben.

WhatsApp Image 2020-12-21 at 11.55.30.jpeg Alles geben – an Kampfgeist mangelt es in Köln nicht. Foto: Andreas Strobl

Haie-Frauen haben von Corona-Pandemie profitiert

Was das Training angeht, haben die Haie-Frauen sogar von der Corona-Pandemie profitiert. Während sonst einige Trainingszeiten erst spätabends bis 22 Uhr stattfanden und die Nutzung des Kraftraums häufig aus zeitlichen Gründen und anderweitiger Belegung nicht möglich war, genießen die Kölnerinnen aktuell die zusätzlichen Trainingszeiten. „Corona hat uns da wirklich in die Karten gespielt. Wir haben doppelt so viele Eiszeiten wie zuvor“, sagt Lisa. Um die Gelegenheit zu nutzen, trainiert der KEC auch zwischen Weihnachten und Silvester fleißig weiter. Immerhin steht am 2. Januar schon die nächste Partie gegen den ERC Ingolstadt an.

WhatsApp Image 2020-12-21 at 11.54.30.jpeg Christina Schwamborn nimmt in Köln eine Führungsrolle ein. Foto: Hans Kästle

Lisa und Christina haben beide schon Bundesliga-Erfahrung. Christina beim EC Bergkamen, Lisa bei der Düsseldorfer EG. Beide nehmen jetzt in Köln eine ganz andere Rolle ein, als in ihren bisherigen Bundesliga-Teams. Da die Haie insgesamt eine sehr junge Mannschaft sind, zum Teil mit unerfahrenen Spielerinnen, werden Lisa und Christina häufig um Rat gefragt oder zeigen ihren Teamkolleginnen, was sie besser machen können. Christina sagt: „In meinem alten Team habe ich viel von anderen gelernt. Jetzt muss ich vorangehen und mein Wissen weitergeben.“ Teamkollegin Lisa geht es da ähnlich. Ihr gefällt in Köln, dass der Fokus nicht auf wenige starke Spielerinnen gelegt wird, sondern alle gleichermaßen zu guter Leistung ausgebildet werden.

Mangelnde Erfahrung statt Nervosität

An Kampfgeist mangelt es in Köln schon mal nicht. Dafür aber am Torabschluss. „Wir sind da noch nicht konsequent und abgezockt genug. Andere Mannschaften stehen da viel öfter an der richtigen Position“, sagt Lisa. Als Verteidigerin weiß sie auch, dass es bei Gegentoren zu lange dauert, bis die Konzentration wieder da ist. Lisa und Christina schreiben das der mangelnden Erfahrung zu, weniger der Nervosität.

„Wenn wir jetzt extrem am Ball bleiben, dann ist da noch viel mehr drin für uns in der Bundesliga.“ Lisa Oehme

Die beiden Spielerinnen vereinen den Leistungssport mit ihrem Berufsleben – was nicht immer einfach ist. Lisa arbeitet bei einer Lebensversicherung und macht nebenbei ein Fernstudium in Wirtschaftsrecht. Christina hat eine Ausbildung zur Chemikantin begonnen. Das ist nicht immer einfach „Durch den Schichtdienst gehe ich manchmal direkt nach einem Spiel am Samstag zur Nachtschicht und von dort dann zum nächsten Spiel“, sagt Christina. Deswegen hat sie sich für das kommende Jahr vorgenommen, einfach weiter Gas zu geben und trotz Ausbildung am Eishockey dranzubleiben. Lisa will vor allem ihren Schweinehund überwinden und weiter an Schwächen auf dem Eis arbeiten. Sie sagt: „Wenn wir jetzt extrem am Ball bleiben, dann ist da noch viel mehr drin für uns in der Bundesliga.“

Erschienen in Eishockey am 22. Dezember 2020

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