Eiskunstlauf
Sky-Sportchef Classen: ,Anteil von Frauensport mehr als verdoppeln'
Sky-Sportchef Classen: ,Anteil von Frauensport mehr als verdoppeln'
ExklusivSky will künftig im Sportprogramm mehr Frauensport zeigen – sowohl mit Hintergrundgeschichten als auch Live-Berichten. Wie es zu diesem Schritt kommt und welche Sportarten dabei im Fokus stehen, erklärt Sky-Sportchef Charly Classen im Interview.
Motorsportlerin Sophia Flörsch, Skispringerin Katharina Althaus, Triathletin Laura Philipp und zahlreiche andere Sportlerinnen sind am Dienstag im Programm von Sky Sport News zu sehen. Sie sprechen über Themen wie Chancengleichheit, den Menstruationszyklus und Frauen in Führungspositionen. Passend zum Weltfrauentag widmet Sky das Sport-News-Programm ihnen, den Sportlerinnen.
Doch das soll kein einmaliges Angebot sein, betont Sky-Sportchef Charly Classen. Der Sender will künftig mehr Frauensport zeigen und auch grundsätzlich etwas für Frauen im Sport verändern. Auch hinter der Kamera. Wie und was – darüber haben wir mit Charly Classen, der 2020 nach 13 Jahren bei ESPN zu Sky gewechselt ist, gesprochen.
Herr Classen, wie kommt’s, dass Sky nun mehr Fokus auf Frauensport richten wird?
Classen: „Der Frauensport wird immer attraktiver und das spiegelt sich auch beim Interesse der Zuschauer wider. Eine Nielsen-Umfrage zeigt, dass 84 Prozent der Sportfans ein generelles Interesse am Frauensport haben – nur wird dieses vom TV-Angebot bislang nicht bedient. Auch bei Sky sind wir da noch nicht auf dem richtigen Level und wollen das ändern. Daher werden wir in Zukunft verstärkt Frauensportarten ausstrahlen.“
Warum erst jetzt?
„Ich bin seit etwas über einem Jahr bei Sky und möchte nicht zurückblicken, sondern fokussiert nach vorne schauen. Jetzt zählt, dass wir uns für diese Reise entschieden haben und was wir daraus machen.“
Wie wird diese Reise konkret aussehen?
„Wir haben sie in vier Säulen unterteilt. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Liverechte sowie die grundsätzliche Berichterstattung on demand. Mit dem DFB-Pokal der Frauen im vergangenen Jahr, den W Series im Motorsport und anderen Angeboten etwa im Golf und Tennis haben wir damit schon begonnen und gesehen, dass wir auf Interesse stoßen. Beim DFB-Pokal hat sich die Quote innerhalb der Spieltage von Anfang bis Ende verdoppelt, mit der W Series haben wir in der vergangenen Saison mehr als eine Million Zuschauer erreicht.“
Apropos Quote: Was halten Sie davon, sich als Sender eine Quote aufzuerlegen, wieviel Prozent des Programms über Frauen sein soll?
„Es ist sehr wichtig, sich konkrete Ziele zu setzen. Wir wollen daher im ersten Schritt den Anteil von Frauensport mehr als verdoppeln. Beim Thema Quote bin ich vorsichtig. Sie polarisiert stark und ist nicht immer der richtige Weg. Ich möchte vermeiden, dass der Frauensport in der Berichterstattung eine Insel ist. Stattdessen soll er eingebunden sein in das generelle Programm und auch in unsere anderen digitalen Kanäle. Diese Aufgabe soll nicht einfach eine Checkliste sein, die wir abhaken und uns nicht weiter darum kümmern, sondern das Programm soll auch über die Berichterstattung hinausgehen.“
Woran denken Sie noch?
„Durch Partnerschaften mit anderen Medien möchten wir das Schaufenster für den Frauensport vergrößern. Wir sind dazu im Austausch mit anderen free to air Sendern. Aber nicht nur im TV, auch bei der Online- und Printberichterstattung wünsche ich mir von Medien wie kicker und BILD mehr Fokus auf Frauensport. Wir glauben dabei eine treibende Kraft sein können, um bei diesem Thema etwas voranzutreiben. Zudem wollen wir ein strategischer Partner für Sportverbände sein und sprechen zum Beispiel gemeinsam über die besten Anstoßzeiten, um das Interesse der Zuschauer bedienen zu können.“
Bei welchen Sportarten sehen Sie da das größte Potenzial?
„Fußball ist auch bei Frauen die wichtigste Sportart in Deutschland. Außerdem haben wir uns zunächst einmal angesehen, welche Sportarten gut zu uns passen und wo wir schon etwas machen: Motorsport, Tennis, Golf. Das wollen wir auf jeden Fall noch erweitern, aber auch nicht zu viel auf einmal machen. Lieber weniger, dafür richtig. Insgesamt stehen wir dabei noch ganz am Anfang.“
Das ist ja auch immer eine Frage der Finanzierung.
„Das wird sich nicht alles sofort rechnen, wir müssen schon erst einmal etwas investieren. Aber langfristig gesehen bin ich überzeugt davon, dass das Interesse der Zuschauer, aber auch von Sponsoren und Werbepartnern wachsen wird. Ich bin sicher, dass wir am Ende auch kommerziell profitieren werden.“
Live-Berichte, On Demand, Partnerschaften. Was ist die vierte Säule, von der Sie gesprochen haben?
„Frauen hinter der Kamera. Wir haben tolle Moderatorinnen bei Sky, allerdings im Moment keine einzige Kommentatorin im Fußball. Auch das wollen wir ändern und führen viele Gespräche, allerdings haben wir noch nicht den richtigen Weg gefunden. Auf der einen Seite braucht es natürlich Potenzial, aber – leider – auch sehr viel Mut. Kommentatorinnen gerade im Fußball sind viel Kritik und Hass ausgesetzt und ich verstehe, dass das nicht jede möchte. Als Sender wollen wir diesen Weg gemeinsam gehen und dabei unterstützen, dass Kommentatorinnen für die Gesellschaft zur Normalität werden. Es würde dem Sport und den Sportmedien guttun, sich zu öffnen – vor und hinter der Kamera.“
Weltfrauentag bei Sky: Das Programm
© Sky
- 9.00: Women‘s Sport – mediale Aufmerksamkeit à What you can see, you can be
Charly Classen (EVP Sky Sport), Dr. Petra Tzschoppe (Soziologin Universität Leipzig / ehemalige Vizepräsidentin des DOSB) - 10.30: Sexualisierte Gewalt im Leistungssport
Fabienne Königstein - 11.30: Frauen im Motorsport
Sophia Flörsch - 12.00: Equal Pay – Chancengleichheit im Sponsoring
Startup Equal Champs - 15.00: Equal Play im Fussball
Tabea Kemme
Fritzy Kromp
Martina Voss-Tecklenburg - 15.45: Training & Menstruationszyklus
Laura Philipp - 18.00: Frauen in Führungspositionen
Gaby Papenburg
Tabea Kemme
Sylvia Schenk
Weitere Themen: Familienplanung: Leistungssport & Mutterschaft, Ikonen & Vorbilder, Trainerinnen im Spitzensport, Sexismus im Sport
Erschienen in Badminton, Basketball, Bergsport, Biathlon, Billard/Snooker, Bob/Rennrodeln, Coronavirus, Eishockey, Eiskunstlauf, Football, Frauen im Sportbusiness, Fußball, Handball, Hockey/Floorball, Kampfsport, Langlauf, Leichtathletik, Motorsport, Para Sport, Radsport, Reitsport, Schwimmen, Skateboard, Ski Alpin, Ski Cross, Skispringen, Snowboard, Sportfrauen im TV, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Turnen, Volleyball, Wassersport am 08. März 2022
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