Coronavirus

Kein Comeback, kein Meistertitel: Interview mit BVB-Kapitänin Alina Grijseels

Verpasste Meisterchance, verpasstes Comeback: Dortmunds Kapitänin Alina Grijseels hat sich die letzten Wochen der Saison natürlich anders vorgestellt. Wie so viele. Wie die 24-Jährige die Situation erlebt hat, erzählt sie im Interview.

Bereits am 18. März erklärte die Handball Bundesliga aufgrund der Coronapandemie die Saison der Frauen für beendet. Keine weiteren Liga-Spiele, kein Meister. Besonders hart trifft das die BVB Handball Damen. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte hätte das Team in Schwarz-Gelb den Titel holen können. Noch schwierigier ist die Situation für Kapitänin Alina Grijseels: Nach einem Außenbandriss wollte sie eigentlich im Spiel gegen den Buxtehuder SV ihr Comeback feiern. Doch die Partie wurde abgesagt. Wir haben uns der Rückraumspielerin unterhalten, wie sie persönlich das plötzliche Saisonende erlebt hat.

Alina, ihr habt eine überragende Saison gespielt. 17 Siege aus 18 Spielen. Was hat euch so stark gemacht?

"Wir haben viele sehr gute Einzelspielerinnen, aber der Schlüssel zum Erfolg ist unsere mannschaftliche Geschlossenheit. Wir treten als Einheit auf, kommen über hohes Tempo, sind auf allen Positionen immer torgefährlich – und deswegen für jeden Gegner nur schwer ausrechenbar."

Der plötzliche Saisonabbruch hat euch den nahen ersten Meistertitel gekostet. Wie bitter war das für dich und die Mannschaft?

"Aus sportlicher Sicht ist es nur ganz schwer zu verarbeiten. Wir sind der aktuelle Tabellenführer und haben die Chance, erstmalig in der Vereinsgeschichte des BVB Deutscher Handball Meister zu werden. Und dann ist von jetzt auf gleich alles vorbei. Aber wir haben vollstes Verständnis, dass die Gesundheit und das Wohl aller hier absolute Priorität besitzt."

Trotzdem war es sicher nicht leicht zu verkraften. Habt ihr gemeinsam über die Situation gesprochen?

"Wir hatten direkt nach dem frühen Saisonabbruch ein Gespräch mit unserem Vorstand und Trainerteam. Hier sind wir über alles Wichtige aus erster Hand informiert worden. Als Kapitänin stehe ich gemeinsam mit Isabell Roch als Bindeglied der Mannschaft generell immer im Austausch mit der sportlichen Leitung. Ich hätte mir im Übrigen erst einmal eine Unterbrechung ähnlich wie im Männerhandball gewünscht."

Du wolltest nach deinem Außenbandriss dein Comeback feiern. Bist du jetzt wieder topfit?

"Geplant war mein Comeback für unser Heimspiel gegen Buxtehude. Aufgrund der jetzt entstandenen Situation werde ich mir weiter Zeit nehmen, um wieder auf Top-Niveau zu kommen."

Voraussichtlich habt ihr euch für die Champions League qualifiziert.

"Eine Entscheidung über die Teilnahme ist seitens der HBF noch nicht getroffen. Natürlich ist es als aktueller Tabellenführer unser Selbstverständnis, in der kommenden Saison den deutschen Frauen-Handball in der Champions League zu vertreten."

Was Unterscheidet den Handball in Deutschland von den internationalen Spielen?

"Auf internationalem Niveau ist der Handball noch einmal schneller, athletischer und von höherem körperlichem Einsatz geprägt. Wir haben zur kommenden Saison unseren Kader noch einmal namhaft verstärken können und wollen auch international eine gute Rolle spielen."

Welche Ziele hast du dir persönlich im Handball noch gesetzt? Wo willst du in den kommenden Jahren noch hin?

"Voraussetzung ist erst einmal, dass ich Gesund und verletzungsfrei bleibe. Auf Vereinsebene möchte ich schon kontinuierlich international spielen und mich so als Führungsspielerin stetig weiterentwickeln, um dann auch für die deutsche Nationalmannschaft eine wichtige Spielerin zu sein."

Wer bleibt, wer geht? Der Kader in Dortmund

Verlängerungen: Kelly Dulfer, Inger Smits und Rinka Duijndam werden auch in der kommenden Saison für die Borussia Dortmund Handball Damen spielen. Außerdem die vierte niederländische Spielerin Rechtsaußen Kelly Vollebregt. Ihren Vertrag verlängert hat auch Dana Bleckmann.

Zugänge: Hinzukommen außerdem die schwedische Nationalspielerin Clara Monti Danielsson und auf Linksaußen Jennifer Gutierrez Bermejo, 47-fache Spanische Nationalspielerin. Zudem die norwegische Linkshänderin Tina Abdulla. Weitere Zugänge: Tessa van Zijl und Delaila Amega

Abgänge: Verlassen werden den BVB Asuka Fujita, Saskia Weisheitel und Bogna Sobiech. Außerdem Leonie Kockel, Aleksandra Zych und Caroline Müller-Korn.

Geplant: Geplant ist noch eine weitere Linkshänderin für die Position Rückraum Rechts.

Erschienen in Coronavirus, Handball am 13. April 2020

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